iCare: IT ganz einfach selbst gebastelt

Die Förderung durch die Internationale Bodensee Hochschule (IBH) für das Forschungsprojekt iCare an der DHBW Ravensburg ist zwar Ende 2018 ausgelaufen. Es geht darum, intelligente Assistenzsysteme zu entwickeln, um pflegende Angehörige zu unterstützen. Die gute Nachricht ist allerdings, dass tatsächliche praktische Anwendungen für jedermann daraus entstanden sind. Sie werden etwa vom Senioren Internet Treff Friedrichshafen getestet.

„Do IT yourself“, nennt Prof. Dr. Judt, Studiengangsleiter Informatik an der DHBW Ravensburg, einen Ansatz von iCare. Würden die Entwicklungen aus dem Forschungsprojekt vermarktet, würden sie locker bis zu 2000 Euro kosten. Ziel der Forscher war es jedoch, diese Assistenzsysteme quasi im Baukastensystem inklusive Einkaufsliste, Anleitung und Erklärvideos für jeden frei und kostengünstig zur Verfügung zu stellen.

Geht IT wirklich so einfach? „Definitiv“, meint Prof. Judt. Gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Daurer, Studiengangsleiter Wirtschaftsinformatik, und Studierenden hat er den Test gemacht. Rund 20 Rentner verschiedener Senioren Internet Treffs aus der Umgebung haben am Campus Fallenbrunnen gebastelt und hatten tatsächlich keinerlei Probleme, in wenigen Minuten die beiden Assistenz-Bots herzustellen.

Diese beiden Varianten sind bereits machbar:

Der CamBot liefert den Angehörigen Bilder auf ihre Smartphones. Je nach Einstellung werden Bilder geliefert, wenn sich längere Zeit nichts bewegt oder umgekehrt, wenn sich plötzlich etwas bewegt, wo sich nichts bewegen sollte.

Der ScanBot liefert Signale für die Ortung von Menschen. Die Signale werden von einem Chip via Bluetooth übermittelt. Das ist besonders geeignet für Menschen mit Demenz, der Sender kann in der Kleidung befestigt werden, etwa als Knopf. Nach dem Verlassen eines definierten Bereichs ertönt ein Alarmsignal auf dem Handy des Angehörigen.

Ein dritter Helfer, ein Sturzmelder, ist derzeit noch in der Entwicklung. Die existierenden Hilfen werden gerade von einigen der Internet-Senioren getestet, in Verbindung mit Fragebögen gibt dies weitere Aufschlüsse über die Akzeptanz und möglichen Optimierungsbedarf. i-Care wird inzwischen von einem ganzen Netzwerk an Projektpartnern unterstützt – darunter ifm in Tettnang, die helfen, die Sender in Knöpfe zu verarbeiten, der Lebenshilfe oder Demenz-Initiativen. Wichtig ist den Forschern vor allem, dass die Entwicklungen sich auf einer ehrenamtlichen Basis weiter verbreiten. Sie sollen so für Angehörige zu einer Unterstützung werden  und Hilfebedürftigen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Ganz einfach durch Do IT yourself.

Alle Informationen und Anleitungen für den CamBot und den ScanBot finden Interessierte auf der Webseite der DHBW Ravensburg.

 

Die Projektpartner bei iCare

Forschungsgruppe „Business Engineering mit Schwerpunkt Gesundheitsinformatik“ (Prof. Dr. Michael Bächle und Prof. Dr. Stephan Daurer, DHBW Ravensburg, Campus Ravensburg, Studiengang Wirtschaftsinformatik)

Forschungsgruppe „Hard- und softwaretechnische Implementierung und Evaluation sicherheitskritischer Systemarchitekturen“ (Prof. Dr. Andreas Judt, DHBW Ravensburg, Campus Friedrichshafen, Studiengang Informatik)

Forschungsgruppe „Anforderungsdefinition, partizipatives Design und Evaluation von E-Health-Lösungen“ (Prof. Dr. Tobias Mettler, Universität Lausanne)