iCare – für ein selbstbestimmtes Leben

Im Jahr 2050 wird laut Schätzungen jeder siebte Bewohner in Deutschland 80 Jahre oder mehr zählen, schon heute leben rund 1,3 Millionen Menschen mit Demenz. In der Informatik wird nach Lösungen gesucht, um diesen Menschen weiter ein selbstbestimmtes Altern zu ermöglichen. Ziel des Forschungsprojekts iCare an der DHBW Ravensburg ist es, ein solches intelligentes Assistenzsystem zu entwickeln, beteiligt daran sind die Studiengänge Informatik und Wirtschaftsinformatik; dazu kommt das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen.

iCare basierte darauf, an Demenz erkrankte Menschen mit Kleinstrechnern an der Kleidung auszustatten. Das vermeidet aufwändige Suchaktionen, denn oftmals finden sie den Weg von alleine nicht mehr nach Hause. Hier helfen die unsichtbaren Assistenzsysteme, Passanten können sie so über ihr Handy und ein darin aktiviertes Programm orten – davon bekommen die Handybesitzer selbst nichts mit. Gleichzeitig wird eine Leitstelle direkt über den Aufenthaltsort der Vermissten informiert. Die Verarbeitung der Daten erfolgt dabei anonym und unter Einhaltung des Datenschutzes.

Inzwischen wurde ein Prototyp entwickelt, der in einem Heim für an Demenz erkrankte Menschen zum Einsatz kommen soll.  „Unser Ziel ist es auf der einen Seite, Menschen mit Hilfebedarf so lange wie möglich ein selbstständiges Leben zu Hause zu ermöglichen und gleichzeitig die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Auf der anderen Seite unterstütz iCare natürlich auch die Pflegeeinrichtungen bei ihrer Arbeit“, erklärt Prof. Dr. Andreas Judt. Eine weitere Herausforderung für die Wissenschaftler ist es, bestehende Hilfssysteme in der häuslichen Pflege in iCare zu integrieren. Das System könnte zusätzlich zu seiner "Suchfunktion" auch weitere Notsituationen im häuslichen Umfeld erkennen.


Forschungsziele

  • Dementen und behinderten Menschen möglichst lange ein selbständiges Leben im häuslichen Umfeld ermöglichen
  • Datenschutzkonformes Tracking ausschließlich im Bedarfsfall, ohne permanente Überwachung
  • Pflegekosten für Angehörige und Sozialträger nachhaltig reduzieren
  • Schaffung von offenen Standards, um möglichst viele Systeme zu einem unterstützenden Netzwerk zu verbinden


Koordinatoren und Kooperationspartner

  • Forschungsgruppe "Business Engineering mit Schwerpunkt Gesundheitsinformatik" (Prof. Dr. Michael Bächle und Prof. Dr. Stephan Daurer, DHBW Ravensburg, Campus Ravensburg, Studiengang Wirtschaftsinformatik)
  • Forschungsgruppe "Hard- und softwaretechnische Implementierung und Evaluation sicherheitskritischer Systemarchitekturen" (Prof. Dr. Andreas Judt, DHBW Ravensburg, Campus Friedrichshafen, Studiengang Informatik)
  • Forschungsgruppe "Anforderungsdefinition, partizipatives Design und Evaluation von E-Health-Lösungen" (Prof. Dr. Tobias Mettler, Universität Lausanne)


IBH-Lab „Active Assisted Living“

iCare ist inzwischen Teil eines Forschungszusammenschlusses von zwölf Hochschulen und 21 Praxispartnern in der Region.  Anstoß für das Lab „Active Assisted Living“ gab die Internationale Bodensee-Hochschule (IBH), zur Verwirklichung steht eine Fördersumme in Höhe von vier Millionen Euro zur Verfügung. Mit den IBH-Labs geht die Internationale Bodensee-Hochschule als Verbund von 30 Hochschulen der Region neue Wege in der Forschungskooperation. Drei Labs sollen die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Region stärken. Wichtig sind dabei die Bündelung der Kompetenzen der verschiedenen Hochschulen sowie die Vernetzung mit der Wirtschaft und mit öffentlichen Institutionen.

Folgende drei Labs werden mit insgesamt zehn Millionen Euro auf Initiative und mit Unterstützung des Interreg-Programms „Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein“, der IBH und der Internationalen Bodenseekonferenz forschen: „Active Assisted Living“, „KMU digital“ und „Seamless Learning“.

Am Lab „Active Assisted Living“ sind beteiligt: HS Furtwangen, HS Kempten, HTWG Konstanz, DHBW Ravensburg, HS Ravensburg-Weingarten, FHS St. Gallen, Universität St. Gallen, FH Vorarlberg, Kalaidos Fachhochschule Zürich, ZHAW.

Gefördert von

Ansprechpersonen