„Wir wollten alles anders machen“
Das Studentenradio „Das kleine U-Boot“ ist mittlerweile zur Institution geworden. Gegründet hat es vor bald sieben Jahren Simon Steffan mit seinen Kommilitonen Sebastian Schramm und Fabian Bingenheimer. Der mit einem Rampensau-Gen ausgestattete Steffan ist dem Radio bis heute treu geblieben.
„Ich hatte schon immer ein Spaß daran, Leute zu unterhalten, und wurde bei einem Praktikum bei Radio Gong in Würzburg mit dem Radio-Virus infiziert. Mein Dualer Partner im Studium war dann auch Radio Gong – da arbeite ich bis heute als Moderator. Ich habe damals im zweiten Semester, es wird so 2011 oder 2012 gewesen sein, mit meinen Kommilitonen Sebastian Schramm und Fabian Bingenheimer Streitgespräche zum Thema Radio geführt. Die beiden waren eigentlich überhaupt keine Radio-Fans, aber wir haben dann überlegt, was denn das perfekte Format für Studenten wäre, weil Studenten ja eigentlich keine typischen Hörer von Chart-Radio-Sendern sind. Da es noch kein Radio an der DHBW Ravensburg gab, haben wir beschlossen, das zu ändern und wollten alles anders machen. Keine Chart-Musik, sondern die Musik, die wir wirklich selbst hören, keine Boulevard-Themen, sondern die Themen, die die Studenten interessieren – über die Studiengänge, Generationenfragen und so weiter. Aufgelegt haben wir manchmal Schallplatten, was ja eigentlich auch eher unüblich ist. Wir haben zuerst angefangen, die Sendungen im Hörfunk-Studio der DHBW aufzunehmen, aber es gibt dort keine Möglichkeit, Livestreams zu übertragen. Also hat uns der Labor-Ingenieur das komplette Equipment mobil zur Verfügung gestellt, sodass wir aus Studenten-WGs live gesendet haben. Da haben sich dann sogar WGs beworben, weil sie unbedingt wollten, dass wir bei ihnen die Sendung machen. Es war schön zu sehen, dass wir für unseren Job nicht als die drei Verrückten vom Radio abgestempelt wurden, sondern echte Anerkennung bekommen haben. Wenn wir zu einer Party gegangen sind, waren wir ganz klar ‚die Typen vom U-Boot‘. Wir waren zu dritt ein super Team, weil wir sehr unterschiedlich sind. Ich bin der Privat-Radio-Muggel, Fabian war ziemlich Anti-Privat-Radio, hatte aber immer sehr innovative Ideen und Sebastian ist eher so der nordische Typ unter uns. Da sind dann halt so Geschichten entstanden wie beim Running Dinner, das wir mit einer Sendung begleitet haben und auch selbst zum Kochen angemeldet waren. Wir haben den Aufwand etwas unterschätzt und sind dann nachts noch schnell in den Supermarkt. Und weil WM war, dachten wir, machen wir halt einen Deutschland-Nachtisch: Bitburger und Nutella-Brot, beide WM-Sponsoren damals. Wir fanden das echt lustig, aber die Mädels, die eher was in Richtung Haute Cuisine erwartet haben, fanden das eher weniger amüsant. Wir hatten dann zu allen möglichen Anlässen das Aufnahmegerät dabei, sogar auf dem Fußballplatz, was dazu führte, dass Sebastian Schramm eine Elfmeter kommentierte und im Anschluss den abgewehrten Ball und das Aufnahmegerät gleichzeitig loswerden musste. Und einmal haben wir in der Sendung meine Haare geglättet, das wusste ich vorher nicht. Meine Haare sind lang und sehr lockig – das war eine Aktion! Bilder dazu gab’s dann natürlich auf der Facebook-Seite. Wir haben auch einmal im Monat das Kneipenquiz organisiert, den DHBW-Abschlussball für unsere Vorgänger moderiert und sind durch das Radio viel mit anderen Studierenden und Studiengängen in Kontakt gekommen.
Als das Studium zu Ende ging, hatten wir eine sehr emotionale letzte Sendung und wir sind in den Pausen aufs Dach und haben den Sonnenuntergang angeschaut. Das klingt sehr romantisch, und es war auch wirklich emotional, weil wir so eine gute Zeit hatten und nicht klar war, wie es mit dem Sender weitergeht. Es ging dann zum Glück weiter, mit neuen Studenten. Ich verfolge das kleine U-Boot über Facebook immer noch, aber mir fehlt die Zeit, alle Sendungen anzuhören. Den Reiz des kleinen U-Boots macht schon auch aus, dass man noch Leute in Ravensburg kennt, und das wird natürlich immer weniger, je länger man weg ist. Aber es ist spannend zu hören, wie sich die Sendung mit den Leuten verändert – neue Themen, neue Musik, neue Ideen. Heute würde man das, was wir da gemacht haben, wohl eher als Podcast mit Musik bezeichnen, aber auch mit der Erfahrung, die ich in den letzten Jahren beim Radio gemacht habe, würde ich das kleine U-Boot ganz genauso wieder anfangen.“
Das kleine U-Boot kann man sich jeden Donnerstag live an- oder in der Soundcloud jederzeit nachhören.
Und wer wissen will, wie Simon Steffan klingt, kann seiner Stimme bei Radio Gong Würzburg lauschen.