„Aufgeben ist keine Option“
Martin Müller hat 2011 bis 2014 am Campus Friedrichshafen Maschinenbau studiert und engagiert sich mit ziemlich extremen Maßnahmen für benachteiligte Menschen: 2014 ist der 27-jährige Frickinger zu Fuß 6.220 Kilometer durch Europa gelaufen, um auf die Problematik von weiblicher Genitalverstümmelung aufmerksam zu machen. In diesem Jahr wird er mit seiner Partnerin die knapp 3.000 Kilometer lange Donau mit einem Kajak durchpaddeln, um körperlich behinderte Kinder in Kenia zu unterstützen.
"Für mich war der Sport immer ein Ausgleich zum DHBW Studium. Ich bin sehr breit interessiert, was die Sportarten angeht, ich mache gerne Teamsport wie Volleyball und Fußball, aber eben auch Extremläufe. Eigentlich während meines ganzen DHBW Studiums habe ich meinen Charity-Lauf geplant. ‚Unlimited Motion With Ambition‘ – das ist das Motto der Projekte, die als sportlich extreme Leistungen nicht dem Selbstzweck, sondern einem wohltätigen Zweck dienen. Ich war bis dahin nicht der sozial engagierteste Typ, den es gibt. Aber ich habe den Film ‚Wüstenblume‘ gesehen, in dem es um die weibliche Beschneidung geht. Die Mädchen können sich nicht selbst helfen; sie brauchen Hilfe von außen. Deshalb kam ich auf die Idee, diesen Lauf zu machen. Ich habe also die Strecke vom südlichsten Festlandpunkt Europas (Tarifa) bis zum nördlichsten (Kinnarodden) zu Fuß zurückgelegt – ich war vermutlich auch der erste, der das in der Form gemacht hat. Bei tagelangem Regen bei Temperaturen um die fünf Grad Celsius kommt man durchaus an seine Grenzen, aber Aufgeben war keine Option, schließlich hatte ich so lange geplant und investiert. Übernachtet habe ich während der sieben Monate im Zelt oder bei netten Menschen, die mich bei sich im Haus haben schlafen lassen. Neben den Sponsoren für Material und Finanzen, die für die Durchführung der Tour benötigt wurden, konnten Privatpersonen und Firmen mich pro Kilometer unterstützen – dieses Geld floss ausschließlich an den wohltätigen Zweck. Das wird bei meinem nächsten Projekt genauso sein.
Im August werde ich nämlich mit meiner Partnerin Sarah im Kajak aufbrechen, denn wir wollen gemeinsam die Donau von Anfang bis Ende durchfahren, das sind knapp 3.000 Kilometer. Diesmal haben wir uns das Rainbow Children Center ausgesucht, das sich um körperlich behinderte Kinder in Kenia kümmert. Hier sollen unsere erzielten Spendengelder hinfließen. Der Gedanke, dass wir nur mit der Kraft unserer Arme – ohne die Unterstützung der Beine – Kindern im Rollstuhl helfen, hat für mich etwas sehr Bezeichnendes. Da wir nur 60 Tage Zeit haben, haben wir ein straffes Pensum vor uns: Wir müssen am Tag 50 Kilometer zurücklegen, um die ganze Strecke von der Donauquelle in Donaueschingen bis ins Schwarze Meer auch tatsächlich zu schaffen; das sind täglich acht bis zehn Stunden im Kajak. Natürlich muss ich da noch viel trainieren, das Paddeln erfordert ja eine im Alltag eher weniger übliche Bewegung der Arme. Das Schöne ist übrigens auch, dass ich mit Sarah über der Planung der Route zusammengekommen bin. Wir sitzen also im wahrsten Sinne des Wortes im selben Boot.
Ich habe nach dem DHBW Studium jetzt noch ein Sportwissenschaften-Studium drangehängt, der Schwerpunkt ist ein medizinischer, denn mit der Technik aus der DHBW und der Medizin aus diesem Studium möchte ich Medizintechnik im Master studieren, um noch näher an den Menschen heranzukommen. Durch den Praxisbezug im Studium an der DHBW habe ich gelernt, flexibler zu denken und zu handeln."