„Ich bin dankbar, denn die jungen Leute haben uns nochmal gefordert“
Elf Jahre lang war Heinz-Wilhelm Ortmann Klausuraufsicht an der DHBW Ravensburg. Wenn Not am Mann ist, springt der 78-Jährige auch heute noch ein. Insgesamt tun rund 60 Klausuraufsichten an den DHBW-Campus in Ravensburg und in Friedrichshafen ihren Dienst.
„Ich habe 30 Jahre lang als Ausbildungsberater bei der IHK gearbeitet und kannte die DHBW Ravensburg auch ganz gut. Vor zwölf Jahren bekam ich dann einen Anruf, ich sei doch jetzt Rentner und hätte Zeit, um an der DHBW Klausuraufsicht zu machen. Damit war es mit dem Rentnerdasein also erstmal vorbei. So ein Tag als Klausuraufsicht geht schon mal von 8 bis 18 Uhr, wenn es vier Klausuren hintereinander sind. Das heißt um sechs Uhr aufstehen – und das als Rentner! Nach einigen Jahren kam dann meine Frau Ingrid ebenfalls als Klausuraufsicht dazu.
Bereut haben wir die Entscheidung aber nie. Im Gegenteil, ich bin dankbar dafür, denn die jungen Leute haben uns nochmal gefordert. Wir mussten uns auf sie einstellen und das hat auch unser Denken und Verhalten beeinflusst. Interessant war es für mich als ehemaligen IHK-Berater natürlich auch, auf diesem Wege einiges über die Betriebe zu erfahren – die Dualen Partner der DHBW Studenten.
Klar habe ich den Studenten vorab auch einige Spickzettel abgenommen – die habe ich mir dann angeschaut und sie den jungen Leuten am Ende dann wieder ausgehändigt. Die Arbeit abnehmen musste ich allerdings nur einmal einer Studentin. Sie war lange auf der Toilette verschwunden und meine Frau hat sie dann dabei erwischt, wie sie dort ausgiebig die Unterlagen studiert hat. Die Studenten an der DHBW habe ich aber als sehr fleißig erlebt. Ich hatte immer den Eindruck, die haben gelernt. Zu meinen Aufgaben gehörte auch, ihnen Handys und heute auch Armbanduhren abzunehmen. Manchmal sind bei den Klausuren auch Tränen geflossen, da mussten wir Trost spenden und auch mal ein Tempo bereithalten.
Viele Studenten habe ich so drei Jahre lang durch die Klausurphasen begleitet. Wir haben uns dann schon mal per Handschlag verabschiedet oder es gab Schokolade zum Abschied.“