„Ein bisschen verrückt muss man schon sein“
Das Global Formula Racing-Team (GFR) von DHBW Ravensburg und Oregon State University fährt seit zwölf Jahren äußerst erfolgreich in der Formula Student mit – mit einem Verbrenner- und später auch mit einem Elektrorennwagen. Florian Vogel ist seit 2010 Teil von GFR, zunächst als Student und heute als Advisor, also als Berater. Es sind diese Advisor, die eine Besonderheit im Team darstellen. Ihr Wissen und ihre Erfahrung sind mit ein Erfolgskriterium bei GFR.
„In meinen Vorlesungen hatte ich damals immer den Blick auf die Werkstatt des Formula Student-Teams und da habe ich mir gedacht, da schau ich mal vorbei. Auf DHBW Seite sind es immer rund 40 Studenten im Team. Was wir sicher gemeinsam haben ist unsere spezielle Einstellung, denn ein bisschen verrückt muss man schon sein, um bei GFR mitzumachen. Nicht selten sind wir bis zwei Uhr nachts da, um ein Problem zu lösen. Statt Freizeit konstruieren wir an Teilen, bauen einen Rennwagen zusammen und organisieren das Team und die Rennen. Wer bei uns mitmacht, muss über den Tellerrand des Studiums hinaus schauen. So entstehen aber auch eine absolut eingeschworene Truppe und ein tolles Wir-Gefühl. Und auch wirklich gute Freundschaften.
Als ich zum Team kam haben sich ältere Studenten oder Advisor immer Zeit für mich genommen. Das war auch ein Grund für mich, nach meinem Studium ebenfalls im Team zu bleiben. Ich denke die Advisor sind eine Besonderheit bei uns im Vergleich zu anderen Teams. Wir sind derzeit rund 13 Advisor und bringen natürlich einiges an Hintergrundwissen und Erfahrung mit. Einige von uns betreuen die Studienarbeiten rund um das Team. Unsere Aufgabe ist sicher auch, das Team zu motivieren und ihm eine Richtung zu geben. Es gibt immer mal Spannungen. Und da ist es wichtig zu zeigen, dass es nur funktioniert, wenn alle in eine Richtung gehen.
Studiert habe ich an der DHBW Ravensburg Maschinenbau, heute arbeite ich bei der ZF Friedrichshafen AG in der Pkw-Getriebeentwicklung. Bei GFR war ich als Student aktiv und anschließend als Betreuer unterstützend für das Supply Chain Management zuständig, also dafür, dass die Teile zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sind. Unter anderem müssen wir ja verschiedene ,Shipments´ mit den USA koordinieren. Das hat jetzt weniger mit dem klassischen Maschinenbau zu tun. Aber ich sehe das auch als tolle Chance, die GFR bietet: sich mit Themen zu beschäftigen, die im Studium nur am Rande vorkommen. Das gilt oft auch für die Ravensburger Wirtschaftsstudenten, die inzwischen regelmäßig fest zum Team dazu gehören.
Das i-Tüpfelchen bei GFR sind natürlich die Rennen und speziell auch wenn man gewinnt. Die Siege mit dem Verbrenner in Hockenheim genießt man natürlich besonders, das sind emotionale Momente. Aber nicht jede Saison verläuft gleich und wichtig ist auch, dass man mit Niederlagen umgehen kann und trotzdem stolz auf die Leistung des Teams ist. Mit dem Elektrorennwagen haben wir eine super Entwicklung genommen. Wir haben Fehler gemacht, daraus gelernt und sind inzwischen konkurrenzfähig geworden. Letztes Jahr hat sich das bereits mit dem 2. Platz beim Rennen in Italien gezeigt und auch für diese Saison bin ich sehr zuversichtlich.
Ich komme eigentlich aus Berlin, den Bodensee habe ich vor meinem Studium gar nicht gekannt. Inzwischen arbeite ich hier, bin verheiratet. Und das war auch ein besonderer Moment, als mir das Team beim Rollout ein Geschenk zu meiner Hochzeit gemacht hat.“