Banken im Fusionsfieber – Wie groß ist noch regional?
Beim diesjährigen Finance Talk der Studiengänge BWL-Bank und BWL-Finanzdienstleistungen lautete das Thema „Banken im Fusionsfieber“. Vier fusionserprobte Verantwortliche in ihren regionalen Banken und mit Wolfgang Becher ein Berater in Fusionsangelegenheiten diskutierten darüber in einer Podiumsrunde.
Eine Fusion von Banken nach der anderen wird derzeit in der Region verkündet. Die Gründe benannte Studiengangsleiter Prof. Dr. Stefan Fischer zum Auftakt des Finance Talk: Kostenersparnis, Fachkräftemangel, regulatorische Anforderungen, Digitalisierung und die Betriebsgröße. Wie dies einzuordnen ist und was das für die Region und die Menschen bedeutet, darüber diskutieren folgende Teilnehmer*innen auf dem Podium:
- Wolfgang Becher – Director Strategie / M&A, AWADO Gruppe, Absolvent DHBW Ravensburg
- Stephanie Bernickel – Vorständin, VR Bank Laupheim-Illertal eG, Absolventin DHBW Ravensburg
- Andreas Gerner – Direktor Unternehmenssteuerung/stv. Vorstandsmitglied, Sparkasse Schwaben-Bodensee, Absolvent DHBW Ravensburg
- Arnold Miller – Vorstandsvorsitzender der Volksbank Bodensee-Oberschwaben eG
- Franz Schmid – Vorstand, Volksbank Altshausen eG, Dozent DHBW Ravensburg
Angesichts der Argumente für die Fusion von Banken war es auch für die Verantwortlichen der regionalen Banken aus der Region keine große Frage, dass auch ihre Institute sich mit Partnern zusammentun. Tatsächlich ein Kraftakt, wie sie schildern – allein die technische Fusion dauert um die eineinhalb Jahre. Für eine Sparkasse, wie Andreas Gerner feststellte, kommt als Aufwand dazu noch die Abstimmung in den politischen Gremien wie Gemeinde- und Kreistag on Top.
Aber wie groß ist noch regional und was bedeuten die Fusionen für das Geschäftsmodell Regionalbank und deren regionale Identität? Ein Blick auf den passenden Wirtschaftsraum findet Wolfgang Becher entscheidend. Wichtig ist den Referenten auch die Unternehmenskultur. „Wir dürfen die Menschen, die bei uns arbeiten nicht überfordern“, so Stephanie Bernickel.
Extrem wichtiger Aspekt bei den Fusionen sind allen die Mitarbeiter*innen. Gibt es Widerstände? Nein – „eher Bauchschmerzen“ oder „weniger gute Laune“ bei dem ein oder anderen. Wichtig ist, die Anliegen ernst zu nehmen. So flexibel wie die Mitarbeiter*innen sind, müssen dann auch die Vorstandsmitglieder sein. „Man lernt viel, was man vorher nie gedacht hätte“, so Franz Schmid.
Sind Regionalbanken überhaupt ein deutsches Phänomen, das im Ausland belächelt wird?, so eine Frage aus dem Plenum. Ganz klares Nein natürlich von den Verantwortlichen der Regionalbanken. „In Krisenzeiten sind es die Regionalbanken, die die Wirtschaft vor Ort unterstützen“, so Arnold Miller: „Wir werden überleben, aber in anderer Größe.“ Sorgen macht sich Franz Schmid „darüber, dass wir über die Regulatorik die Regionalität verlieren könnten.“