Ein Business Case für Agri-Photovoltaik
Sechs Studierende vom Technikcampus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg setzen sich im angewandten Projektmanagement und in Studienarbeiten mit der Erarbeitung eines Konzepts für Agri-Photovoltaik im Bodenseekreis auseinander. Ihre Ergebnisse präsentieren und diskutieren sie auch mit politischen Vertretern. Dieses Mal war der Landtagsabgeordnete der FDP, Klaus Hoher, zu Besuch im Fallenbrunnen.
Das Land Baden-Württemberg und die DHBW Ravensburg befördern im Bereich Agri-Photovoltaik verschiedene Modellprojekte. Es geht um die doppelte Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen – zum Anbau von Nahrungsmitteln und gleichzeitigen Erzeugung von Strom. Zudem könnte Agri-PV auch viele Synergien schaffen wie die Verringerung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sowie der Schutz vor Sonne oder Unwettereinflüssen wie Hagel. Etwa 10% weniger Ernteertrag bei Agri-PV aufgrund der Aufständerung gleicht sich laut Hoher durch die Einsparungen im Pflanzenschutz aus. In heißen Sommern werde dieser Verlust sogar überkompensiert. Die Herausforderung liegt in der Beantwortung der Frage, wohin ein Landwirt den überschüssig produzierten Strom liefern soll, der über seinen Eigenbedarf hinaus verfügbar ist.
Wie sieht es für die Landwirte mit der Machbarkeit, Umsetzbarkeit und Genehmigungen möglicher Agri-PV-Anlagen sowie der Einspeiseberechtigung ins öffentliche Stromnetz aus? Dazu hatte das studentische Team über zwei Semester die Aufgabe, einen Business Case, also ein Geschäftsszenario, zu entwickeln, das Rentabilität und Investitionen der Landwirte anhand eines beispielhaften konkreten Hofes genauer untersucht. Dazu waren die Studierenden in Kontakt mit verschiedenen Landwirten und landwirtschaftlichen Instituten wie dem Maschinenring Tettnang, Unternehmen sowie mit Akteuren aus der Politik.
Die teuren Agri-PV-Anlagen müssen sich wenigstens vollständig über die Energievermarktung oder über die Eigennutzung der Energie refinanzieren. Landwirte würden es außerdem begrüßen, wenn zusätzlich noch ein kleiner Überschuss für sie als Investor und Betreiber übrigbliebe, damit sie „mehr“ davon hätten als nur das Risiko. Als zentrales aktuelles Problem machten die Studierenden dabei aus: Derzeit sind keine Energieabsatzmodelle bekannt, die einen angemessenen Return on Invest (RoI) bieten. Hier sind neue (Re-)Finanzierungsmodelle erforderlich.
Das Thema Agri-PV spielt auch im neuen Studiengang Agrarwirtschaft an der DHBW Ravensburg mit Studiengangsleiter Prof. Dr. Jonas Weber eine zentrale Rolle. Er freut sich dabei speziell über und auf die starke Vernetzung mit Technikcampus Friedrichshafen der DHBW.
Foto: Kai Schmid, Text: Kai Schmid und Anna Blaser