Studierende schlüpfen in die Rolle von Senioren
Im Rahmen eines Marktforschungsprojekts im Schwerpunkt Destinationsmanagement sind Tourismus-Studierende der DHBW Ravensburg in Kooperation mit der Tourist-Information der Frage nachgegangen, wie ältere Menschen sich am Bahnhof, in der Tourist-Information und auf Stadtrundgängen zurechtfinden. Zum Forschungsequipment des Zentrums für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg gehört auch ein Age Suit, ein Alterssimulationsanzug, der jungen Menschen die Lebenswelt der Älteren näherbringt.
„Der Anzug lässt die Studierenden um mindestens 50 Jahre altern und vermittelt schnell ein intuitives Bild der Einschränkungen im Alter“, so die Studiengangsleiterin Prof. Dr. Anja Brittner-Widmann, die das Projekt initiiert hat. Um die 20 Kilo Gewichte in Form von Sandsäcken im Anzug simulieren die verringerte Muskelkraft, Manschetten an Gelenken und am Hals schränken die Beweglichkeit ein, Handschuhe führen zu einem verringerten Tastsinn und auch Hör- und Sehvermögen werden durch Spezialkopfhörer und -brille eingeschränkt.
So merkten die Studierenden schnell, wie anstrengend die ganz normalen Dinge des Alltags werden können. Plötzlich ist die Schrift zu klein und kaum noch lesbar, Treppen werden zu einer schweißtreibenden Herausforderung, das Sitzen auf zu tiefen Bänken erschwert das Aufstehen und das Bezahlen mit Münzgeld an der Kasse wird mühsamer.
Die Tests in der Tourist-Information ergaben interessante Ergebnisse. So fiel den Studierenden zum Beispiel auf, dass sie sich nicht trauten, zerbrechliche Souvenirs aus den oberen Regalen der Tourist-Information zu entnehmen. Manche Prospekte erwiesen sich als schlecht lesbar und die Sitzgelegenheiten in Form von niedrigen Sitzwürfeln in der Tourist-Information sind für ältere Menschen nur bedingt geeignet. „Die Treppenstufen am Südeingang der Tourist-Information sind eine Barriere für ältere Menschen, hier wäre ein Schild sinnvoll, dass der Eingang auf der Nordseite ebenerdig ist“, so ein erster Vorschlag der Studentinnen.
Aufgrund dieser und weiterer Erfahrungen entwickeln die Studierenden zum Teil schnell und einfach umsetzbare Lösungsvorschläge, wie man Senioren den Zugang zu Informationen und Produkten in der Stadt vereinfachen könnte.
Für die Studierenden war es eine einschlägige Erfahrung, sich mit Hilfe dieses Alterssimulationsanzugs in ältere Menschen besser hineinversetzen zu können. „Das ist nicht nur für ihren Alltag wichtig, sondern auch für ihre berufliche Entwicklung nach dem Studium, denn so können sie sich in der Tourismusbranche in die Bedürfnisse der Zielgruppe Senioren besser hineinversetzen“, so Brittner-Widmann. „Zeigt doch der demographische Wandel in Deutschland, wie wichtig diese Zielgruppe auch in Zukunft im Tourismus sein wird.“