„Ravensburg hat immer einen Platz in meinem Herzen“
Anna Wenzelmann, Direktorin Food & Beverage im Hotel Bayerischer Hof in München, hat den Deutschen Hotelnachwuchs-Preis 2022 gewonnen. Sie hat an der DHBW Ravensburg Hotel- und Gastronomiemanagement studiert und erzählt in einem Interview über ihr Studium, ihren anschließenden Werdegang und ihre Leidenschaft für die Hotellerie.
Frau Wenzelmann, Ihr Studium Hotel- und Gastronomiemanagement liegt schon einige Jahre zurück, denken Sie noch ab und zu an Ihre Zeit im Studium und wie haben Sie Ihr Studium noch in Erinnerung?
Ich hatte eine super Zeit in Ravensburg und bin total froh, dass ich mich damals dafür entschieden habe. Ravensburg hat immer einen Platz in meinem Herzen – die Hochschule und auch die Stadt. Ich bin ein großer Fan vom dualen Studium mit seiner Praxisnähe, auch wenn ich heute im Alltag natürlich nicht immer und ständig auf die Studieninhalte zurückgreife. Was ich sehr schätze sind auch die vielen Freundschaften, die ich im Studium geschlossen habe. Viele meiner Kommilitonen arbeiten heute in der Branche, haben teils eigene Hotels eröffnet. Das sind sehr enge Kontakte und ein tolles Netzwerk.
War Ihnen immer klar, dass es für die Sie beruflich die Hotelbranche werden sollte?
Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern arbeiten beide bei den Lindner Hotels, ich bin im Hotelalltag groß geworden und habe schon von klein auf in Hotels gejobbt. Es ist ein toller Beruf, bei dem man mit Leib und Seele dabei sein muss – sonst kann man langfristig nicht erfolgreich sein.
Nach Ihrem Studium sind Sie auf Wanderschaft gegangen. Sie haben Erfahrungen gesammelt im Sunrise Kempinski Hotel in Peking (China), im Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) und im Althoff Seehotel Überfahrt am Tegernsee, bevor sie im August 2019 als Assistant Director of Food & Beverage im Bayerischen Hof eingestiegen sind. Gehört das in der Branche mit dazu?
Natürlich nicht für jeden, aber für mich gehört es dazu. Weltweit tätig zu sein ist eine tolle Möglichkeit, die einem die Branche bietet. Das sind Erfahrungen, die ich nicht missen möchte, da entwickelt man sich extrem weiter. In China war ich zum Beispiel in die Pre-Opening-Phase für die Konzeptionierung verschiedener F&B-Outlets eingebunden. In Abu Dhabi war ich für Großevents mit bis zu 3.500 Gästen zuständig. Die Zeit in Abu Dhabi hat mich sehr geprägt, weil ich mich dort auch in einer männerdominierten Welt behaupten musste und bereits in einem sehr jungen Alter große Teamverantwortung übertragen bekommen habe.
Seit einigen Monaten sind Sie Direktorin im Bereich Food & Beverage im Hotel Bayerischer Hof in München und sind damit zuständig für die strategische und operative Leitung von fünf Restaurants und sechs Bars. Sie sind dabei für ein Team von aktuell rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich, die Personalentwicklung ist da sicherlich ein großes Thema?
Das stimmt, es ist wichtig, die Mitarbeiter gut zu entwickeln, denn nur mit den richtigen Mitarbeitern in der richtigen Position können wir das Erlebnis kreieren, das wir im Bayerischen Hof unseren Gästen bieten wollen. Mir ist es deshalb auch wichtig, an jeder Neueinstellung beteiligt zu sein. Wir suchen Mitarbeiter, die diesen Spirit verkörpern und auch weitertragen. Für junge Menschen, die den Einstieg in die Branche suchen, müssen wir ganz klar die Karriere- und Entwicklungschancen aufzeigen.
Sie und die Branche haben eine schwierige Corona-Zeit durchlebt, wie haben Sie das erlebt?
Das war eine schwierige Achterbahnfahrt. Ich werde nie den 16. März 2020 vergessen, an dem wir alle Mitarbeiter nach Hause schicken mussten und ihnen gesagt haben, wir rufen euch dann an – ohne genau zu wissen, wie es weitergeht. Es war sehr schwierig, damit umzugehen und die Motivation bei allen aufrechtzuerhalten. Aber auch in dieser Krise haben wir alle sehr viel dazugelernt.
Sie sind jetzt seit drei Jahren im Bayerischen Hof in München. Sind Sie denn gut angekommen?
Ja, ich bin gut angekommen, ich schätze München und den Bayerischen Hof sehr. Ich freue mich, dass wir jetzt wieder in hoffentlich etwas ruhigeres Fahrwasser kommen und letztendlich das machen dürfen, warum wir alle die Branche so lieben – Gastgeber sein!
Der Hotelnachwuchs-Preis wird von der ahgz – Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung und der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland vergeben, um junge Hoteltalente zu fördern und vorbildliche Karrieren in der Hotellerie zu würdigen. Anna Wenzelmann darf sich als Siegerin 2022 über einen Sommerkurs an der Cornell University in den USA freuen sowie über eine berufsbegleitende Weiterbildung.