„Mir war klar, dass ich komplett umplanen muss“
Lea Halm ist seit zwei Jahren Dozentin im Studiengang BWL-Medien- und Kommunikationswirtschaft an der DHBW Ravensburg. Wie viele andere Dozent*innen musste auch sie ihre geplante Präsenzvorlesung auf online umstellen. Im Interview erzählt sie, wie es ihr dabei ergangen ist. Von den Studierenden hat sie für ihre Vorlesung bereits hervorragendes Feedback erhalten.
Frau Halm, Sie wohnen in der Nähe von Frankfurt und wollten eigentlich vier Tage nach Ravensburg kommen, um Ihre Vorlesung „Einführung in das Dialog- und Onlinemarketing“ zu halten. Wie war das, dann ganz plötzlich und komplett auf Online-Formate umzustellen?
Lea Halm: Das war schon eine große Herausforderung. Mit war gleich klar, dass ich komplett umplanen muss. Vier Tage Online-Vorlesung zu einem komplexen Thema und mehrere Stunden Vorlesung bei demselben Dozenten hintereinander, das steht kein Student durch. Und so habe ich die Inhalte neu strukturiert auf fünf Wochen verteilt.
Wie haben Sie dann konkret Ihre Vorlesung verändert?
Von der Struktur her habe ich für meine Vorlesungen zwei Formate genutzt: Moodle und das Online-Konferenzsystem. In Moodle habe ich unseren Kursraum angelegt, das war unser Rahmen – dort fand sich die Themenstruktur wieder. Wöchentlich wurde darin neuer Content freigeschaltet. In dem Online-Konferenzsystem haben wir uns dann virtuell getroffen. Zunächst habe ich aber meine Folien gesichtet und habe die Inhalte in sinnvolle Pakete verpackt. Mir war wichtig, mehrere Formate einzubinden. In meinem Fall habe ich zum Beispiel einen Teil der Folien besprochen und als Video zur Verfügung gestellt. Damit konnten sich die Studierenden selbst einteilen, wann sie sich das anschauen wollen. Inhaltlich muss man sich gut überlegen, wie man den Spannungsbogen aufrecht erhält, also durch Zusammenfassungen am Ende der Kapitel und Wissensüberprüfungen am Ende der Einheiten. Die Studierenden haben auch Aufgabenpakete bekommen, die sie selber bearbeitet und dann auch präsentiert haben. Dieser Mix hat viel Abwechslung reingebracht – und das haben die Studierenden auch sehr positiv bewertet.
Um das zusammenzufassen: Was denken Sie sind die grundlegenden Unterschiede zwischen Präsenz und online. Und worauf kommt es online besonders an?
Ich denke die Aufmerksamkeit ist online begrenzt. Abwechslung und die Möglichkeit zur Interaktion sind daher wesentliche Elemente. Wichtig war der Mix aus verschiedenen Formaten – und die Technik muss natürlich funktionieren Die Studierenden haben mir zudem im Nachhinein signalisiert, dass sie eine feste Struktur sehr schätzen. Sie fanden es gut zu wissen, was wann genau auf sie zukommt.
Keine Frage, ein Riesenaufwand für Sie als Dozentin. Welche Unterstützung würden Sie sich denn wünschen?
Wir haben von der DHBW Ravensburg schon eine ganz gute Unterstützung bekommen. Für die Zukunft wäre eine Art „modulares Baukastensystem der virtuellen Lehre“ für die Dozenten wichtig, weil sowohl die Inhalte als auch die Dozent*innen ganz unterschiedlich sind.
Was denken Sie, wie es den Studierenden mit der Online-Lehre und der ganzen Situation so ergeht?
Sie vermissen natürlich die Präsenz, ihre Freunde und Kommilitonen – echt an der Hochschule zu sein. Was mich überrascht hat war, dass viele Studierende eine Herausforderung mit dem Switch auf eine neue Tagesstruktur hatten Sie nehmen zudem wahr, dass das Zuhören online sehr anstrengend ist – und übrigens auch das Präsentieren. Interessant war aber auch, dass die Studierenden sehr bald schon ihre eigenen Bewältigungsstrategien entwickelt haben. Es war sehr schön, diesen Prozess begleiten zu dürfen.
Was denken Sie über die Zukunft der Lehre in Bezug auf Präsenz versus online?
Ich kann mir vorstellen, dass die Reise künftig in Richtung blended learning geht. Die Präsenz und den persönlichen Austausch finde ich extrem wichtig. Aber die Präsenz kann gut unterstützt werden durch verschiedene Online-Formate. Wir machen da gerade spannende Erfahrungen und im Bereich online Lehre ist auch noch sehr viel Luft nach oben, da können wir noch viel optimieren. Mir hat geholfen, dass ich schon lange selbstständig im Bereich CRM und Online Marketing arbeite und da bereits Online Coachings und Online Kurse gebe.