„Essen und Trinken und die Geschichten dazu sind faszinierend“
Prof. Dr. Wolfgang Fuchs hatte vier Jahre lang eine Kolumne zu Themen der Essekultur in der Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung (AHGZ). In einem Interview beantwortet er dazu ein paar Fragen.
Herr Fuchs, Sie haben nach fast vier Jahren eine Esskultur-Kolumne in der größten und renommiertesten deutschen Hotel- und Gastronomie-Zeitung abgeschlossen. Hat es Spaß gemacht?
Großen sogar. Essen und Trinken und die Geschichten dazu sind faszinierend. Es geht beileibe nicht nur um historische Aspekte. Essen steht im Mittelpunkt der Menschheit – gestern, heute und morgen.
Über welche Themen haben Sie in Ihrer Kolumne geschrieben?
Die Bandbreite war groß, es ging um Historie, Kultur, Soziologie, Psychologie und natürlich Ökonomie. Themen waren Trinkgeld, Etikette, Trinksprüche, die Herkunft von Gasthaus-Namen, Gewürze und vieles mehr.
Warum ist das Thema Esskultur gegenwärtig so stark in den Medien vertreten?
Essen ist ein schönes Thema. Egal, welche politische Couleur, welchen Beruf, welches Alter sie haben – gegen gutes Essen hat niemand etwas einzuwenden. Außerdem sehnen wir uns in so hektischen Zeiten nach Stabilität, Ruhe und Gemeinschaft. Essen ist Balsam für die Seele.
Gibt es historisch bedingte, esskulturelle Unterschiede in Deutschland?
Ja, klar. Der Norden isst mehr Kartoffeln und trinkt mehr Bier. Der Südwesten favorisiert Teigwaren und Wein.
Warum isst der Süden besser?
Es sind vor allem die Faktoren höheres verfügbares Einkommen, Tourismus, die geographische Nähe zu Frankreich und Italien und die vorherrschende Religion. Der im Süden ausgeprägtere Katholizismus ist sinnenfroh, der im Norden vorherrschende Protestantismus asketischer.
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, wiederholt sich die Geschichte des Essens?
Ja. Cross-cultural Food, Ethno-Food, Fast Food, To go-Konzepte sind keine Erfindung der Neuzeit, das gab es schon vor vielen Jahrhunderten – alter Wein in neuen Schläuchen.
Wie sehen Sie die gegenwärtigen Strömungen hin zu vegan, regional und ökologisch?
Natürlich grundsätzlich positiv. Aber auch nicht immer ganz ehrlich. Wir brauchen einen weltweiten Handel, sonst gehen andere Länder ökonomisch in die Knie. Wir können nicht PKW exportieren und Kiwi und Äpfeln aus Neuseeland den Einlass verweigern. Ein Teil der Gesellschaft in Deutschland kann sich Bio-Essen einfach auch nicht leisten, und ohne industrielle Massenproduktion werden wir die Weltbevölkerung nicht ernähren können.