„Der Overtourismus hat viele Auswirkungen“
Die Bachelorarbeit über Overtourismus in Deutschland von Anne Flach ist vom Studienzentrum Tourismus, Hotellerie & Gastronomie mit als beste Abschlussarbeit ausgezeichnet worden. Die Jury zeichnete diese Arbeit im Studienschwerpunkt Destinations- und Kurortemanagement in der Kategorie Praxisrelevanz aus. Ihr Dualer Partner im Studium war die Stadt Albstadt, im Sommer möchte sie mit einem Master-Studium beginnen.
Frau Flach, wie sind Sie denn auf das Thema gekommen?
Ich wollte ein Thema bearbeiten, das aktuell ist und noch nicht so oft behandelt wurde. Overtourismus ist international gerade viel diskutiert etwa im Zusammenhang mit Städten wie Venedig oder Barcelona. Für Deutschland kommt das Thema gerade erst auf. In Heidelberg kann man von Overtourismus sprechen, saisonal für Gebiete wie die Nord- und Ostsee. Ich denke aber das Thema wird auch hierzulande Fahrt aufnehmen. Dass in Zukunft mehr Menschen in Deutschland Urlaub machen, dafür sprechen einige Faktoren wie etwa steigende Preise im Mittelmeerraum und die Klimaerwärmung.
Was ist denn Overtourismus und was sind die Auswirkungen?
Der Begriff ist nicht genau definiert. Man beschreibt damit ein Übersteigen der Touristenzahlen. Tourismus soll für eine Destination und die Einwohner eigentlich eine Aufwertung darstellen und einen Nutzen bringen. Bei Overtourimsus wird das nicht mehr so empfunden. Das große Feld an Auswirkungen hat mich bei meiner Arbeit dann auch überrascht. Man kategorisiert sechs Belastungsformen. Einmal die Infrastruktur, physische Belastungen etwa an den Bauten, ökologische Aspekte. Dann kulturelle Belastungen, wenn etwa in diesem Bereich die Angebote nur noch auf die Touristen zugeschnitten werden. Man spricht zudem noch von perzeptuellen Belastungen, damit ist die sinnliche Wahrnehmung gemeint, und schließlich noch die ökonomischen Belastungen, also die Auswirkungen auf die Lebenskosten wie etwa die Mieten.
Sie haben ein neues Feld betreten und konnten auf nur wenig Material wie Studien zurückgreifen. Wie sind Sie bei Ihrer Arbeit vorgegangen?
Einen guten Überblick habe ich bekommen durch ein Interview mit Björn Rudek, er war Geschäftsführer von Historic Highlights of Germany. Ich habe einiges Filmmaterial und Zeitungsartikel ausgewertet. An einem Tag in Heidelberg habe ich eine Wahrnehmungsanalyse gemacht und Touristen und Bewohner befragt. Insgesamt habe ich also einen Mix aus verschiedenen Methoden angewandt.
Waren Handlungsempfehlungen ebenfalls ein Teil ihrer Arbeit?
Das war nicht der Hauptteil, aber am Ende habe ich das durchaus aufgegriffen. Es ist schwierig da allgemeine Empfehlungen zu geben, da jede Destination ihre Eigenheiten hat. Aber es gibt schon einige Möglichkeiten. Etwa die Einwohner mitbestimmen zu lassen um dem Tourismus wieder eine positive Wahrnehmung zu verschaffen. Sperrungen und andere Limitierungen sind natürlich Möglichkeiten. Derzeit beschäftigen sich in Deutschland noch wenige Destinationen mit Reaktionen auf Overtourismus. Aber ich denke bei der positiven Entwicklung des Tourismus in Deutschland wird das zunehmend der Fall sein.