Mobilität im Zeichen von Umbruch und Klimawandel
Das Zentrum für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg hat nun in einer achten Studie die Mobilitätstrends untersucht – bisher aus Sicht der Deutschen, bei der aktuellen Studien wurden erstmals Deutsche und Schweizer befragt. In vielen Punkten sind sich die Nachbarländer einig, es gibt aber auch deutliche Unterschiede.
Mit dem Abgasskandal hatte das ZEK an der DHBW Ravensburg begonnen, die Mobilitätstrends im Land unter verschiedenen Aspekten unter die Lupe zu nehmen. Die gesamte deutsche Automobilbranche musste den Untersuchungen zufolge erhebliche Vertrauensverluste hinnehmen. Der Ansicht, dass der Abgasskandal die Marke „Made in Germany“ geschädigt hat, sind auch heute noch 62% der Deutschen. Interessant ist der Ländervergleich: Die Schweizer lassen hier mehr Nachsicht walten – nur 48% unserer Nachbarn sehen Kratzer an diesem Gütesiegel.
Die Zukunft der Mobilität ist in aller Munde. Bei der Nennung der innovativsten Automarken sind sich Deutsche und Schweizer einig: BMW, Tesla, Mercedes, Audi, VW und Toyota. Ganz vorne bei den Schweizern liegt Tesla, bei den Deutschen ist es BMW. Wichtig ist sicher auch die Erkenntnis, dass das Vertrauen in die Innovationsfähigkeit der Automobilindustrie offenbar da ist: „Knapp die Hälfte der 1000 Befragten sagen, dass die Angebote der Automobilhersteller in den vergangenen zwölf Monaten innovativer geworden sind“, sagt Prof. Dr. Simon Ottler, der Leiter des ZEK verantwortet die Studien gemeinsam mit dem Markenexperten Prof. Dr. Udo Klaiber und René Resch, Akademischer Mitarbeiter am ZEK.
Ebenfalls in aller Munde ist der Klimaschutz. Wollen die Befragten also ihr Mobilitätsverhalten ändern? Gut ein Drittel will das nicht – auch hier sind sich Deutsche und Schweizer einig. Am ehesten bereit wären sie, Kurzstrecken im Alltag zu vermeiden – weniger bereit sind sie, ihr Mobilitätsverhalten im Urlaub oder für den Weg zur Arbeit zu überdenken. Welche Maßnahmen scheinen ihnen geeignet, einen Beitrag zur Lösung der Klimaproblematik zu leisten? Laufen und radeln stehen hier neben dem Verzicht auf unnötige Fahrten ganz oben, gefolgt von verbilligten Bahntickets und dem Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. Mit jeweils unter 20% nur wenig geeignet finden die Befragten den Umstieg auf E-Bikes und Fahrverbote für Dieselfahrzeuge.
Gerade beim ÖPNV zeigen sich die gravierendsten Unterschiede zwischen Schweizern und Deutschen. Die befragten Schweizer sind nämlich zu 60 % zufrieden mit dem öffentlichen Verkehrsnetz in ihrer Region – bei den Deutschen sind es nur 32%.
Und wofür steht das Auto heute überhaupt? Für rund 60% sind dies Unabhängigkeit und Freiheit. Ein Auto ist nur ein Fortbewegungsmittel finden dagegen rund 45% der Befragten. Ein Hinweis darauf, dass das Auto für viele eine emotionale Angelegenheit ist und bleibt.
ZUR STUDIE
Zum inzwischen achten Mal hat das ZEK an der DHBW Ravensburg eine Untersuchung zu den Mobilitätstrends vorgelegt. Bisher lag der Fokus auf der Sicht der Deutschen, bei der aktuellen Studie stellten die Forscher dem Stimmungsbild der Deutschen erstmals die Sichtweise der Schweizer gegenüber. 1009 Erwachsene wurden dazu im Oktober 2019 online befragt.