Team „SeeSat“ auf dem Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress
Beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) geht es jedes Jahr um die aktuellen Entwicklungen in der Luft- und Raumfahrt, Ausrichter ist die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR). Unter dem Motto „Luft- und Raumfahrt – technologische Brücke in die Zukunft“ haben sich nun in Darmstadt rund 680 Vertreter der deutschen Luft- und Raumfahrtbranche ausgetauscht. Mit dabei war auch eine Delegation vom Technikcampus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg: Prof. Dr. Philip Krämer und Mitglieder des Teams SeeSat. Die Mitglieder von SeeSat präsentierten dabei ihre Mission: einen Satelliten ins All schießen.
Namhafte Vertreter der Branche wie Pascale Ehrenfreund (Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR), Rolf Henke (Professor an der RWTH Aachen, Vorstand im DLR und Präsident des DGLR) und Johann-Dietrich „Jan“ Wörner (Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA) hielten gut besuchte Plenarvorträge. Der Schwerpunkt dieser drei Vorträge lag auf der wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Bedeutung der Luft- und Raumfahrt für Deutschland und Europa. In der Conclusio über die Zukunft der europäischen Raumfahrt änderte Wörner den Titel seines inspirierenden Vortrags von „United Space in Europe“ zu „United Europe in Space“, um den Beitrag von ESA und DLR für ein vereintes Europa zu unterstreichen.
Aus Friedrichshafen waren Prof. Dr. Philipp Krämer von der DHBW Ravensburg und eine Gruppe von SeeSat zum DLRK angereist. Krämer wurde im April dieses Jahres als Stiftungsprofessor an die DHBW berufen, um den Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik zu verstärken. Sein Fachgebiet sind zukünftige Antriebsstränge für Luftfahrzeuge. Nach seiner Promotion am DLR in Braunschweig arbeitete er lange Jahre in der freien Wirtschaft. Zuletzt war er Entwicklungsleiter für Innovative Rotorsysteme bei Airbus Helicopters in Donauwörth. Auf dem Kongress leitete er die Sitzung „Flugmechanik: Schnittstellen bei Hubschraubern“. Dabei stellten die Referenten, die ausschließlich vom DLR waren, ihre Forschungsergebnisse vor. Es ging um Pilotentraining mit Simulatoren, autonome Tragschrauber, eine automatische Routenplanung zum Verlassen des Gefahrengebietes unter Beschuss sowie Technologien zur haptischen und visuellen Unterstützung in schwierigen Flugsituationen.
SeeSat ist ein studentisches Projekt vom Technikcampus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg, es wurde durch Dennis D´Argento, Stefan Wertheimer und Stefan Stienemeier vertreten. Anfang 2019 gegründet, bietet der Verein die zentrale Plattform für die Zusammenarbeit und Kommunikation von Themen rund um den SeeSat. Im Rahmen des SeeSat-Projektes wollen Studierende einen ein sogenannter CubeSat entwerfen und bauen. D´Argento und Wertheimer unterstützen schon seit mehreren Jahren Studierende der DHBW aus Friedrichshafen beim Bau dieses würfelförmigen Kleinstsatelliten. Der Satellit besteht aus zwei Würfel mit jeweils zehn Zentimetern Kantenlänge und soll weniger als drei Kilogramm wiegen. Als Nutzlast soll eine Kamera in den Orbit gebracht werden, um Spektralaufnahmen von afrikanischen Süßwasserseen im sichtbaren Wellenlängenbereich zu machen. Ziel ist es, Cyanobakterien zu erkennen. Die Bakterien sind toxisch und haben einen erheblichen Einfluss auf die Wasserqualität. Durch ihre Aufnahme der Giftstoffe mit dem Trinkwasser können Hautreizungen, Asthma, Lähmungserscheinungen und Leberschäden verursacht werden.
Die technische Ausarbeitung der einzelnen Subsysteme erfolgt durch Studierende am Campus Friedrichshafen der DHBW Ravensburg. Stienemeier hatte im vergangen Semester seine Studienarbeit über den funktionellen Aufbau des Satelliten geschrieben und begleitete die beiden erfahrenen Betreuer auf den Kongress. Neben einem 20-minütigen Fachvortrag über den aktuellen Entwicklungsstand, wurde das Projekt auch anhand von zwei Postern und einer dazugehörigen Fragerunde vorgestellt. Ein Poster beschrieb das Missionskonzept und die wissenschaftlichen Grundlagen zur Erkennung der Algen. Auf dem zweiten Poster wurden die einzelnen Komponenten des Satelliten und deren Leistungsparameter dargestellt. In angeregten Diskussionen konnten neue Kontakte mit Entwicklungsteams anderer Hochschulen und unabhängigen Fachexperten geknüpft werden.
Gerade der Kontakt zu „TUDSaT – TU Darmstadt Space Technology e.V.“ brachte neue Ideen ins Spiel. Diese komplett studentisch organisierte Interessensgruppe strebt einen übergreifenden Informationsaustausch aller deutschen CubeSat-Bemühungen durch einen Dachverband an. Die geplante Kooperation in Form von gemeinsamen Workshops, sowie Erfahrungs- und Wissenstransfer wird die Entwicklung des Kleinsatelliten SeeSat sicherlich positiv beeinflussen. Diese neuen irdischen Partnerschaften, getrieben durch das Interesse am Weltraum, dürften ganz im Sinne von Jan Wörners Ideen aus dem Plenarvortrag sein.
Text: Dennis D´Argento