Digitalisierung oder digitalisiert werden
Die Digitalisierung stellt uns vor enorme Herausforderungen – und dabei müssen wir gut aufpassen, nicht „digitalisiert zu werden“, meinte Prof. em. Dr. Dr. h.c. Hubert Österle bei seinem Gastvortrag vor Wirtschaftsinformatikern an der DHBW Ravensburg. Er pocht dringend auf eine neue Disziplin Life Engineering.
Kein Wirtschaftsinformatiker kommt in seinem Studium an Prof. Österle vorbei, machte Studiengangsleiter Prof. Dr. Stephan Daurer zur Begrüßung klar. Er ist der Begründer des Business Engineering. Es geht darum, wie die Wirtschaft die Informationstechnik nutzt, um Entwicklung, Produktion und Auftagsabwicklung voranzubringen. Die Digitalisierung stellt nun immer neue Herausforderungen, machte Österle an der DHBW Ravensburg klar. Und plädiert nun für Life Engineering, das von den Bedürfnissen des Menschen ausgeht, Lebenssituationen und Konsumentenprozesse verstehen lernt und schließlich viel dezidierter existierende digitale Services zu umfassenden persönlichen Assistenten zusammenführt.
Wie sieht die Welt 2030 aus?, fragte er die Studierenden. Jedes Haushaltsgerät mit Internetzugang und so weiter – diese Szenarien sind bekannt. „Auf jeden Fall hinterlassen wir intensivste Spuren, unser Personenprofil wird mit all den Daten immer detaillierter. Und glauben sie nicht, dass sich niemand dafür interessiert.“ Er malte das Bild von digitalen Lebensassistenten. Die im Idealfall gute Dienste leisten, aber sicher auch das Gegenteil bewirken können. Angesichts dieser Entwicklungen ist die Wirtschaft genauso gefragt wie die Politik. Und auch wie jeder Einzelne – denn was nutzt etwa eine Datenschutz-Grundverordnung, wenn jeder ständig mit einem einfachen Kreuzchen jegliche AGB ungelesen akzeptiert und dann all seine Daten fröhlich preisgibt.
Life Engineering ist hier sein Ansatz. Im Zuge dessen hat sich Österle inzwischen einer ganz anderen Disziplin gewidmet: dem Glück. Und der Frage auch, wie wir eigentlich leben wollen. Ganz schön komplex, dieses Leben.