„Revolution oder Hype?“
„Marken- und Erlebniswelten – gestern, heute, morgen“ lautete der Titel der 4. Jahrestagung des Zentrums für empirische Kommunikationsforschung (ZEK) an der DHBW Ravensburg. Die Referenten widmeten sich einerseits analogen und digitalen Markenerlebnissen, aber auch dem Forschen in realen und in virtuellen Welten.
„Revolution oder Hype?“, fragte Michael Reidel von der Fachzeitschrift „Horizont“ die Referenten am Ende der Tagung beim zusammenfassenden Couchgespräch. Zuvor war es um erfolgreiche Marken, Entwicklungen in der Live-Kommunikation und immer wieder um den Einfluss von Augmented und Virtual Reality gegangen. Fast jeder hatte heutzutage schon einmal die VR-Brille auf der Nase. Forschern und Werbern tun sich neue Welten auf – Revolution oder Hype also? Oder ganz einfach Evolution?
Fabrizio Palmas ist sich sicher, dass die neuen Möglichkeiten sich schnell etablieren werden. Der Creative & Technical Director von straigthlabs erläuterte, wie Markenstrategien in einer virtuellen Umgebung untersucht werden können. Er denkt, dass zudem ein schnelles 5G-Internet enormes Potenzial mit sich bringt und „die Welt verändern wird“.
Zwei der Referenten berichteten bereits von ihren Erfahrungen in den virtuellen Welten. Joachim Haag ist Managing Director der isi GmbH, die sich mit sensorischer Marktforschung beschäftigt. Dort stellt man sich etwa die Frage, ob ein Schokoriegel im Labor den Probanden gleich gut schmeckt wie etwa zu Hause. Nach Haags Ansicht macht die Umgebung einen entscheidenden Unterschied – die VR-Brille schafft hier definitiv neue Möglichkeiten. Sabine Thermann von der GIM Gesellschaft für innovative Marktfoschung beschäftigt sich mit virtueller Marktforschung im Automotive Bereich. Ihre Antwort auf Revolution oder Hype: „definitv Revolution“ – auch in ihrem Bereich ermöglicht VR etwa jede Menge Perspektivwechsel.
Digitalisierung ist auch für Susanne Hinzen, Direktorin des Erwin Hymer Museums ein Thema. Ihr Museum erzählt liebevoll die Geschichte einer ganzen Branche oder Reiseform. Sie ist sich bewusst, dass die virtuelle Reise irgendwie das Gegenteil von wirklicher Mobilität ist, wie sie sie in ihrem Museum erlebbar macht. Ihr Anliegen ist es, die Menschen mit ihrem Museum zu begeistern – und das gelingt ihr auch bestens.
Begeistern und Erlebnis sind die Stichworte. Prof. Stefan Luppold, Studiengangsleiter Messe, Kongress und Event, weiß um die Trends in der Live-Kommunikation und fragt sich: „Ja um Himmels Willen, kann ich denn nichts mehr tun, ohne dass es ein Erlebnis ist?“ Seine Branche setzt sich mit Entwicklungen wie einer Festivalisierung, interaktiven Veranstaltungsformen, Brand Lands aber auch mit einer saturierten Kommunikation auseinander.
Zurück an die reale DHBW Ravensburg. Dort blickte Prof. Dr.-Ing. Herbert Dreher auf eine erfolgreiche Marke, die in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag feiert. Mediendesigner Prof. Mathias Hassenstein wagte einen umfassenden Blick und beleuchtete die Markenführung im Wandel. Digitalisierung ermögliche es heute auch kleinen Marken und Initiativen, ein großes Publikum zu erreichen. Jenseits von Coolness und Konsum greifen auch kleine Labels Themen auf wie Ressourcenknappheit, Kinderarbeit oder Umweltschutz – als ein Beispiel nannte Hassenstein den Outdoor-Experten Patagonia. Der DHBW-Professor beleuchtete zudem aktuelle Marken- und Designdiskussionen bei VW und Lufthansa.
Ergänzt wurde diese 4. Jahrestagung des Zentrums für empirische Kommunikationsforschung durch ganz praktische Einblicke, denn der Blick durch eine HoloLens, ein sensorischer Produkttest mit der VR-Brille, ein VR Escape Room und Eyetracking machten die reine Theorie auch praktisch erlebbar.
Organisiert wurde die Veranstaltung, zu der rund 150 Zuhörer kamen, diesmal von einem interdisziplinären Team, bestehend aus Prof. Dr. Simone Besemer, Prof. Mathias Hassenstein, Prof. Dr. Simon Ottler, René Resch und Katrin Stadler.