Nachbarschaft mit Geschichte
Gallion Anastassiades ist Inhaber und Betreiber des Kinos „Die Burg“ in Ravensburg und ist damit nicht nur direkter Nachbar des DHBW Gebäudes am Marienplatz – er hat 1994 auch bei uns ein Studium absolviert. Das Kino und die DHBW Ravensburg sind vor allem über vielfältige Veranstaltungen verbunden, die regelmäßig dort stattfinden.
„Meine Familie lebt die Kinotradition schon seit Generationen. Mein Großvater Willi Burth baute die Kinos Burgtheater (jetzt „Die Burg“) und das Kinozentrum am Frauentor auf, nachdem ihm das „Union Theater“ in der Bachstraße zu klein geworden war. Er erfand und patentierte Mitte der 60er Jahre den Filmteller, der die Film-Projektion revolutionierte. Mit seiner neuartigen Konstruktion, wofür er 1988 den Technik-Oscar erhalten hat, vereinfachte er das Abspielen der Filme und ermöglichte so mehrere Vorstellungen am Tag ohne das bis dahin übliche lange Rückspulen der Filmrollen. Bevor ich komplett ins Kino miteingestiegen bin, habe ich aber erst einmal eine Ausbildung zum Verpackungsmechaniker bei Ravensburger gemacht. Dann folgte noch ein Studium, auch bei Ravensburger, ich habe Medien- und Kommunikationswirtschaft bei Prof. Benzinger studiert. Es war gut, vorher schon eine Ausbildung gemacht zu haben, ich konnte viel besser die Theorien und Modelle in die betriebliche Situation übertragen. Unsere Vorlesungsräume waren damals noch in der Marktstraße 28 und das war ein super Training, vom Kino die Treppen nach oben zu laufen, denn ich habe auch nebenher immer im Kino gearbeitet. Eine Hausarbeit haben wir dann auch dort gemacht und haben die Kinobesucher gefragt, an welche Werbung sie sich erinnern. Manche haben sich sogar an Werbungen erinnert, die gar nicht gelaufen sind. Als wir damals mit dem Marktforschung-Programm SPSS angefangen haben, kannte sich die EDV noch nicht damit aus, also habe ich teilweise noch halb als Dozent gearbeitet, weil ich mich ein bisschen in das Programm eingearbeitet habe. Es standen natürlich nach dem Studium Überlegungen im Raum, dass ich bei Ravensburger übernommen werde, aber ich bin dann doch beim Kinogeschäft geblieben. Für mich ging’s erst mal eine Saison zu den Vereinigten Lichtspielen nach Borkum, die alle Nord- und Ostsee Inselkinos mit Filmen per Flugzeug versorgten.
Ich bastle und schraube schon auch gerne, mittlerweile hat sich das allerdings etwas verändert, denn da Filmrollen heute ausgedient haben und die Filme alle digital geliefert und gezeigt werden, gibt eher mal ein elektronisches Bauteil den Geist auf. Um nach einer Panne rechtzeitig zur Vorführung den Film zeigen zu können, kann es auch mal sein, dass eine Steckverbindung mit UV-Kleber provisorisch verklebt werden muss, weil der herbeigerufene Techniker das Ersatzteil nicht rechtzeitig bringt.
Wir haben eine sehr aktive Nachbarschaft mit der DHBW Ravensburg, zuletzt natürlich bei der 40-Jahr-Auftaktveranstaltung, ansonsten sind die Mediendesigner zum Beispiel mit ihrer Filmrolle und auch die Medien- und Kommunikationswirtschaftskurse oft bei uns, um eigene Filme zu zeigen. Wenn mal irgendwas fehlt, tauschen wir uns auch so aus, bei einer Veranstaltung mussten wir zum Beispiel Tische von der DHBW ausleihen, weil wir nicht genügend da hatten.
Übrigens feiert das Kino „Die Burg“ in diesem Jahr auch Geburtstag, wir werden aber schon 80 und haben zu diesem Anlass eine Ausstellung im Kino zu den vergangenen Jahrzehnten, unter anderem mit Videobeiträgen meines Großvaters. Das kann man sich einfach oben im Foyer des Kinos anschauen.“
40 Jahre // 40 Gesichter. Weitere Portraits gibt es auf der Sonderseite zum 40-jährigen Jubiläum.