Sicherheitsrisiko ist für Digital Natives und Digital Immigrants zentraler Hinderungsgrund für den Kauf von Smart Home-Geräten
Telefon, TV, Kühlschrank – immer mehr Hausgeräte werden „smart“ und „connected“ und bieten durch komplexe Software, Sensoren und Internetzugang umfangreiche neue Funktionen für Endverbraucher. Doch welche Vorbehalte und Ängste haben Konsumenten gegenüber solchen Smart Home-Produkten? Und gibt es hierbei, knapp 20 Jahre nach der Erfindung des Internets, signifikante Unterschiede zwischen Digital Natives und Digital Immigrants? Mit dieser Fragestellung hat der Studiengang BWL-Industrie, Kurs 315, der DHBW Ravensburg unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Dobbelstein ein Marktfoschungsprojekt aufgesetzt – in enger Zusammenarbeit mit der ehemaligen DHBW-Studentin Prof. Dr. Wibke Heidig von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen sowie der Universität Johannesburg.
Befragt wurden insgesamt 1.150 Personen, sie beantworteten Fragen rund um einen intelligenten, vernetzen Kühlschrank, dessen Funktionen sich an den bereits im Handel erhältlichen Produkten der Marken Bosch, Siemens und Samsung orientieren. Die insgesamt 974 ausgewerteten Fragebögen – darunter 45% sogenannte Digital Natives und 55% Digital Immigrants – liefern interessante Einblicke zu den wahrgenommenen Risiken, zur allgemeinen Akzeptanz und zur Preisbereitschaft von Konsumenten gegenüber Smart Connected-Products (kurz: SCP).
Sowohl für Digital Natives als auch für Digital Immigrants sind der wahrgenommene hohe Preis sowie allgemeine Sicherheitsrisiken die zentralen Hinderungsgründe für den Kauf von SCP. Auffällig ist hierbei, dass Digital Immigrants die möglichen Risiken solcher Produkte insgesamt höher einstufen als Digital Natives. Sie machen sich unter anderem mehr Sorgen um den Datenschutz und die fehlende eigene Bedienfähigkeit solcher komplexer Produkte als die jüngere Generation. Die Studierenden sehen die Digital Immigrants als nostalgischer geprägt, weniger innovationsfreudig und mit geringerer Akzeptanz gegenüber SCP als Digital Natives.
Dies zeigt sich auch im Vergleich der Preisbereitschaft beider Gruppen, also dem Betrag, den diese für einen smarten Kühlschrank bereit wären mehr zu bezahlen. Angenommen ein handelsüblicher Kühlschrank kostet 900 Euro, so würden die Befragten im Schnitt 204 Euro zusätzlich für ein SCP ausgeben – wobei die durchschnittliche Preisbereitschaft von Digital Natives mit 240 Euro deutlich höher als die der Digital Immigrants mit lediglich 174 Euro liegt. Trotz der erkennbaren Vorbehalte sind es Digital Immigrants, die im Schnitt mehr SCPs besitzen als Digital Natives – 87% Immigrants besitzen ein oder mehrere SCP, dagegen sind es 83,3% der Natives. Ein möglicher Grund hierfür ist das fehlende Budget der jüngeren Generation für den Kauf solcher vernetzter Produkte.
Unabhängig von der Gruppierung in Digital Natives und Digital Immigrants hat die Befragung ergeben, dass Menschen mit einer verhältnismäßig hohen Akzeptanz und Preisbereitschaft eher männlich sind (53%), unter 28 Jahre alt (47%), gut verdienen (35% verfügen über ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 5.000 und 18.000 Euro), bereits mehr als drei SCPs besitzen (59%), innovationsfreudiger sind und über einen höheren Bildungsabschluss verfügen (65% haben ein Abitur oder höheren Abschluss) – und sie sind, zu guter Letzt, eher Menschen, die mit dem Internet und all seinen Chancen und Risiken, seiner Funktionen und sich ständig erweiternden Möglichkeiten aufgewachsen sind: Digital Natives (55%).
Die Ergebnisse des insgesamt vier Monate andauernden Projekts präsentierten die Studierenden neben Prof. Dr. Dobbelsteins und Prof. Dr. Heidig von der HS Albstadt-Sigmaringen auch vor Studiengangsleiterin Prof. Dr. Heike Stahl sowie Vertreter des DE GRUYTER-Verlags und südafrikanischen Gaststudierenden der DHBW.