„Wir brauchen den Glasfaseranschluss bis in den letzten Winkel“
Norbert Lins, Abgeordneter im Europäischen Parlament, referierte und diskutierte mit Studierenden der DHBW Ravensburg zum Thema „Breitbandversorgung und Digitalisierung im ländlichen Raum“. Veranstalter war die GI Hochschulgruppe Ravensburg, eine Regionalgruppe der Gesellschaft für Informatik.
Ende 2014 hatten 40 Prozent der Haushalte in Litauen einen Glasfaseranschluss – davon konnte und kann man in Deutschland mit damals 1,2 Prozent der Haushalte nur träumen. Kein Wunder also, dass Breitbandversorgung und Digitalisierung hierzulande als außerordentlich dringende Themen angesehen werden. Eine Dringlichkeit, die auch Norbert Lins sieht: „Angesichts von Industrie 4.0 brauchen wir den Glasfaseranschluss bis in den letzten Winkel des ländlichen Raums.“ Die EU hat es sich daher zum Ziel gesetzt, dass alle Haushalte bis 2020 mit mindestens 30 MBits/s online gehen können. Für den mobilen Bereich sind das schnelle 5G-Internet und freies WLAN in den Städten die Marschrichtung. Wermutstropfen, wie Lins jetzt schon vorhersieht: „Das wird nicht gelingen.“
Als Aufgabe der EU sieht es Norbert Lins, den Wettbewerb zu gestalten und zu organisieren. Sein persönlicher Wunsch dazu wäre es, Netz und Betrieb zu trennen – „das Netz im staatlichen Besitz, die Anbieter privatwirtschaftlich organisiert“. In der anschließenden Diskussion mit den Studierenden, viele davon aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik, ging es auch dazu um die Details.
Einige der Studierenden der DHBW Ravensburg fragten den Abgeordneten auch nach seinem „Politikeralltag“. Da kommen schon mal Wochen mit 60 bis 80 Stunden Arbeit zusammen. „Ich bin aber der Überzeugung, dass man bei der Arbeit an einzelnen Verordnungen und Richtlinien wirklich Einfluss nehmen kann.“ Viele der Abgeordneten im Europäischen Parlament müssten allerdings damit leben, „dass ein Viertel der Leute im Parlament deine Arbeit zerstören wollen“ – nicht alle Parlamentarier in Brüssel leben bekanntlich die europäische Idee.