Korea zeigt seine zwei Gesichter

Nord- und Südkorea: Krasser könnte ein Gegensatz nicht sein. Das machten auch zwei Vorträge an der DHBW Ravensburg deutlich. Dr. Jaeyeon Choe beschrieb ein Südkorea, das sich in vielen Facetten rasant entwickelt und verändert. Prof. Dr. Jan Specht hatte 2010 die Gelegenheit, Nordkorea als Tourist zu besuchen und berichtete, wie der diktatorische Staat für seine Gäste Land und Leute inszeniert.

Seit zwölf Jahren lebt Dr. Jaeyeon Choe im Westen, unterrichtet derzeit an der Bournemouth University. Ruhig und beschaulich geht es dort im Vergleich zu ihrer Heimat Südkorea zu, erzählte sie an der DHBW Ravensburg. Einfach alles muss in Südkorea schnell gehen: Die wirtschaftliche Entwicklung der derzeitigen Nummer elf in der Welt ist rasant, die Hauptstadt Seoul ist in nur drei Jahren von zehn auf 25 Millionen Einwohner angewachsen, alles muss technisch auf dem neuesten Stand sein, gezahlt wird nur noch ruck-zuck bargeldlos. Das traditionelle Korea verschwindet mehr und mehr – die Ausbildung muss amerikanisch sein, die Autos auf den Straßen am liebsten deutsch. Alles andere als beschaulich hat auch die Arbeitsmoral zu sein: Keiner geht vor dem Boss nach Hause, Mittag- und Abendessen mit den Kollegen sind nahezu Pflicht. Kehrseite der Medaille: Südkorea hat die höchste Selbstmordrate der Welt und laut einer Untersuchung die unglücklichsten Kinder. Ein wenig mehr Beschaulichkeit – das wünscht Jaeyeon Choe ihren Landsleuten.

Seit 1948 ist Korea geteilt – ganz anderes hat sich Nordkorea entwickelt. Jan Specht, Studiengangsleiter Hotel- und Gastronomiemanagement an der DHBW Ravensburg, war 2010 Teil einer Reisegruppe. Nur so, also staatlich organisiert, kann das Land bereist werden, pro Jahr kommen rund 2500 „Westler“. Diese bekommen ein straffes Programm zusammengestellt. Jede Menge Monumente, eine Nationalbibliothek fast ohne Bücher, denn ausländische Literatur ist verboten, Kriegsmuseen, Vergnügungsparks und einiges mehr.  Der Personenkult um die Präsidenten ist enorm. Die Gäste bekommen wirtschaftliche Erfolge und glückliche Menschen präsentiert – zu oft sieht dies nach purer Inszenierung aus. 

Wie sieht Jaeyeon Choe die Chance für ein wiedervereinigtes Korea? Sie ist optimistisch, auch wenn das nach all den Jahren ein Kraftakt wäre.