„Wir möchten, dass es unseren Kollegen gut geht“
Immer mehr Unternehmen setzten auf ein betriebliches Gesundheitsmanagement. Darum ging es beim Maybach-Talk am Campus Friedrichshafen der DHBW. Ganz im Sinne der Dualen Hochschule Baden-Württemberg: Es kamen zwei Theoretiker und zwei Praktiker zu Wort, die interessante Einblicke boten.
Prof. Dr. Melanie Deutmeyer ist Studiengangsleiterin BWL-Gesundheitsmanagement an der DHBW Ravensburg. Sie lieferte Hintergründe und Zahlen zum Thema Gesundheit im Betrieb. Laut einer Studie war die Anzahl der Krankheitstage von Mitarbeitern bis 2006 kontinuierlich gesunken – seitdem steigt sie wieder an. Auffällig ist dabei der Anstieg der psychischen Erkrankungen. Viele Betriebe reagieren mit einem Gesundheitsmanagement, welche Maßnahme dabei jedoch wirklich hilft, darüber existieren erst wenige Studien, wie Melanie Deutmeyer erläuterte. „Ich denke es ist sicherlich nicht nur eine Maßnahme, sondern eine Kombination, die wirksam ist“, sagt Deutmeyer. Sie ist sich sicher, dass viele Unternehmen das Thema Gesundheit und Prävention nicht den Krankenkassen allein überlassen werden.
Die Firmen VAUDE und doubleSlash sind gute Beispiele dafür. Stefanie Raaf führt bei VAUDE seit 2014 ein betriebliches Gesundheitsmanagement ein. Nach der Gründung von Gesundheitszirkeln bekamen zunächst die Führungskräfte die Vorreiterrolle, zudem wurden 17 Gesundheitscoaches ausgebildet. Nach dem Prinzip eines ganzheitlichen Ansatzes hat das Gesundheitsmanagement heute viele Dimensionen im Betrieb. Zweimal am Tag etwa stehen für die Mitarbeiter jeweils zehn Minuten Übungen in Ergonomie und Bewegung an. Gesundheitskurse, Schulungen, Kletterwand, Laufgruppe und vieles mehr sind heute realisiert.
Bei doubleSlash, einem Friedrichshafener IT-Unternehmen, „verstehen wir das Gesundheitsmanagement als Prozess“, so Leonie Hlawatsch. Der Kern: „Wir möchten, dass es unseren Kollegen gut geht.“ Die Psyche und die typischen Büroleiden stehen im Mittelpunkt. Verwirklicht wurden etwa Workshops zum Umgang mit Stresssituationen, ein Lauftreff am Mittag, eine betriebliche Krankenzusatzversicherung, Jobräder und einiges mehr.
Sarah Gander vom Weiterbildungsinstitut IWT der DHBW Ravensburg hat sich in ihrer Masterarbeit mit einem in Deutschland noch kaum erforschten Thema beschäftigt: mit der Wissenschaft des Wohlbefindens. Sie befragte 177 Mitarbeiter von Unternehmen aus der Region, um Erkenntnisse über die Auswirkung positiver Psychologie zu erhalten. Sieben Faktoren gelten dabei als Indikatoren für das Wohlbefinden. Werden diese in Betreiben beachtet, dann, so die Ergebnisse der Masterarbeit, sei eine Tendenz erkennbar, dass dies sich positiv auf Gesundheit, Zufriedenheit und Leistung der Mitarbeiter auswirkt.