Die DHBW Ravensburg in der Region Bodensee-Oberschwaben
Hochschulen prägen ihre Regionen: Inwieweit dies auch für die DHBW Ravensburg gilt, dem sind nun zwei Professoren und eine Studentin mittels dreier Umfragen auf den Grund gegangen. Die Themen Fachkräfte und Kaufkraft wurden dabei unter anderem untersucht. Eines der Ergebnisse: Viele Studiengänge der DHBW Ravensburg tragen maßgeblich dazu bei, neue Talente in der Region zu binden.
Fachkräfte für die Region
Wo kommen die Studierenden der DHBW Ravensburg her und wohin zieht es sie nach ihrem Studium in Ravensburg oder Friedrichshafen? Dazu wurden rund 400 Studierende befragt. Bei der Auswahl der Studiengänge konzentrierte sich die Befragung auf zwei Gruppen: einmal Studiengänge, bei denen die Studierenden vorwiegend aus der Region kommen: BWL-Industrie, BWL-Handel, Wirtschaftsinformatik, Informatik und Maschinenbau. Zum anderen Studiengänge mit einem deutlichen Übergewicht an Studierenden, die nicht aus der Region stammen (mehr als 50 km vom Studienort entfernt): Luft- und Raumfahrttechnik, BWL-Medien- und Kommunikationswirtschaft, Wirtschaftsingenieurwesen und Elektrotechnik. Das Ergebnis: In fast allen Studienrichtungen möchten am Ende des Studiums mehr Absolventen in der Region bleiben, als tatsächlich aus der Region stammen. Die DHBW Ravensburg trägt somit dazu bei, neue Fachkräfte in die Region zu holen und dort auch zu binden.
Kaufkraft
Der größte Posten bei den Ausgaben der Studierenden ist die Miete, 70,3% zahlen zwischen 250 und 500 Euro Miete. Auffällig dabei: Auch rund ein Drittel der Studierenden aus der Region zahlen Miete. Das legt den Schluss nahe, dass der dual Studierende sich mit seinem Gehalt bereits den Auszug von daheim leisten kann.
Neben der Miete geben 68% der Studierenden pro Semester zwischen 20 und 100 Euro für Gastronomie und 46% zwischen 20 und 100 Euro für Kleidung aus.
In ihrer Freizeit gehen 90,8% der Studierenden in Gaststätten, 79,4% in Diskotheken, 70% ins Kino, 32% zu Sportveranstaltungen, 11,9% ins Museum und 8,4% ins Theater.
Duales System
An der DHBW Ravensburg studieren die Nachwuchskräfte im dualen System; das heißt, sie werden zu gleichen Teilen in ihren Partnerunternehmen ausgebildet und sind zum Studium an der Hochschule. Das duale System ist für die Studierenden auch das wichtigste Argument bei der Studienwahl – 91% der Studierenden gaben das bei der Befragung an. Weitere wichtige Argumente sind: spätere Verdienstchancen (76%), Vergütung während des Studiums (74%) und Karriereüberlegungen (72%).
Und warum entscheiden sich Unternehmen für eine Beteiligung am dualen Studium? Hier sind die wichtigsten Gründe Nachwuchskräfte für das eigene Unternehmen zu bekommen (95 %), Praxisnähe der Studierenden (77 %), Bindung der Studierenden ans Unternehmen (69 %) und die passgenaue Qualifizierung nach Unternehmensbedarf (68 %).
Kosten und Nutzen duales Studium aus Sicht der Betriebe
Das Institut der deutschen Wirtschaft und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben die Ausgaben eines Unternehmens für einen dualen Studiengang pro Jahr im Schnitt mit 15.000 Euro beziffert. Darin enthalten sind unter anderem die Kosten der Rekrutierung, Personalkosten und die Ausbildung. Nutzen sehen die Betriebe in der Einsparung bei der Einarbeitung, der bedarfsgerechten Qualifizierung und dem geringen Fehlbesetzungsrisiko.
In der DHBW Umfrage haben die 79 an der Umfrage beteiligten Firmen die Kosten der Personalgewinnung und die Dauer der Einarbeitungszeit in Bezug auf Fachkräfte und dual Studierende angegeben.
Kosten der Personalgewinnung: 63 % der Betriebe wenden bis zu 5000 Euro für die Einstellung einer Fachkraft auf. Bei dual Studierenden geben 59% weniger als 1000 Euro aus.
Dauer der Einarbeitungszeit: Während die Einarbeitung von Fachkräften zu 47% sechs bis zwölf Monate dauert, gaben die Firmen an, dass 77% der dual Studierenden bereits nach sechs Monaten voll eingearbeitet sind.
Autoren
Ernst Deuer, Professor für Personalmanagement und Mitarbeiterführung, DHBW Ravensburg
Heinz-Leo Dudek, Professor und Studiengangsleiter Wirtschaftsingenieurwesen, DHBW Ravensburg
Maria Winterholler, Absolventin des Studiengangs Wirtschaftingenieurwesen, DHBW Ravensburg
Studien
Befragung von dualen Partnerunternehmen der DHBW Ravensburg. Teilgenommen haben 79 Betriebe der Studiengänge BWL-Industrie, Elektrotechnik (Automation), Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen.
Befragung von Studierenden der DHBW Ravensburg. Rund 400 Studierende, 170 aus dem Studienbereich Technik (Campus Friedrichshafen) und 223 aus dem Studienbereichen Wirtschaft (Campus Ravensburg) der Studiengänge BWL-Kommunikationswirtschaft, BWL-Industrie, Wirtschaftsinformatik, BWL-Handel, Wirtschaftsingenieuerwesen, Elektrotechnik, Informatik, Maschinenbau sowie Luft- und Raumfahrttechnik.
Landesweite Befragung von Studierenden und Auszubildenden. Befragt wurden 478 Studierende an den DHBWs Lörrach, Ravensburg und Karlsruhe in den Studienrichtungen BWL-Industrie und BWL-Handel sowie 664 Auszubildende der Branchen Industrie und Einzelhandel.