„Die DHBW war ohne Wenn und Aber der richtige Weg“
Auf den Tag genau nach 28 Jahren an der Berufsakademie und der heutigen Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg geht Prof. Erwin Fahr Ende September in den Ruhestand. Er hat den Studiengang Informatik von Beginn an aufgebaut – zunächst in den BA-Räumen in Tettnang, weiter ging es seit 2002 im Fallenbrunnen in Friedrichshafen.
Er hatte sich eigentlich „nur“ als Lehrbeauftragter an der BA Ravensburg beworben. Als dann das Angebot kam, Professor und Studiengangsleiter für den bis dato noch nicht existierenden Studiengang Informatik zu werden, beschloss Erwin Fahr, mit 37 nochmal was ganz Neues zu machen. Davor hatte der studierte Informatiker zehn Jahre lang in der Industrie, bei Dornier System in Immenstaad, praktische Erfahrungen gesammelt. 28 Jahre sind nach seinem Wechsel an die BA vergangen, war es denn die richtige Entscheidung? „Es war der richtige Weg, ohne Wenn und Aber“, sagt Fahr heute. Neben der „Affinität zur Lehre“ schätzte er „die Möglichkeit, etwas zu gestalten und aufzubauen“ wie „die berufliche Freiheit in der Position“.
An Aufbauarbeit mangelte es vor 28 Jahren tatsächlich nicht. Es galt, für den neuen Studiengang „Klinken zu putzen“. Die gerade einmal 13 Jahre alte Berufsakademie entwickelte sich zwar gut, war aber vielen ganz einfach noch gar kein Begriff. Der gute Kontakt zu den Unternehmen ist Fahr auch heute noch ein Anliegen: „Kein Student ist bei einer Firma, bei der ich nicht schon persönlich vor Ort war.“ Ein wichtiges Signal war 2002 dann der Umzug von Tettnang nach Friedrichshafen. Endlich waren im Fallenbrunnen alle technischen Studiengänge unter einem Dach vereint.
Es waren auch mit die Erfahrungen aus den Gründerjahren, die den heute 65-Jährigen immer dazu bewogen haben, sich in den Hochschulgremien wie Senat und Hochschulrat zu engagieren. „Mir war es wichtig, nicht nur in meinem Fürstentum zu denken, sondern immer die BA und später die DHBW in der Gesamtheit zu sehen.“
Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung suchten die Kollegen immer wieder gerne seinen Rat. Sie schätzen besonders seine Gelassenheit und Ruhe, so Prof. Dr.-Ing. Martin Freitag, Campuschef in Friedrichshafen. Gelassenheit, die er etwa unter Beweis stellte, als Mitte der 90-er-Jahre – bedingt durch die damalige konjunkturelle Krise – die Zahl der Studienanfänger drastisch einbrach. Der Studiengang erholte sich schnell – heute sind es stabil rund 45 Studienanfänger pro Jahr. Die DHBW Ravensburg mit ihrem Technikcampus Friedrichshafen hat sich prächtig entwickelt, aktuell studieren an den beiden Campus 3800 junge Menschen. Auch dank Pionieren wie Erwin Fahr, die vom dualen System überzeugen und begeistern konnten. „Wir können stolz darauf sein, nicht nur theoretische Verfahren zu lehren, sondern gemeinsam mit den Firmen auch zu vermitteln, wie damit tatsächlich reale Probleme gelöst werden.“
Ein besonderes und ein besonders gutes war immer das Verhältnis zu den Studierenden. Daran haben fast drei Jahrzehnte nichts verändert. Im Studienjahr 2012/2013 haben die Studierenden des Campus Friedrichshafen ihm den jährlichen Lehrpreis verliehen. „Ich genieße es, mit den Studenten zu arbeiten und bin bis heute immer wieder begeistert davon, wie bereit sie sind, Leistung zu erbringen.“ Noch müssen die Studierenden nicht auf ihn verzichten, „ein paar Jahre kann ich mir vorstellen, weiter als Lehrbeauftragter hier zu arbeiten“. Somit schließt sich der Kreis und er macht in Zukunft das, worauf er sich vor 28 Jahren eigentlich beworben hatte.