„Es fühlt sich an wie ein richtig intensives Weihnachten“
„Totale innere Zufriedenheit“ und „wie ein richtig intensives Weihnachten“: So beschreibt Martin Müller, Maschinenbauabsolvent der DHBW Ravensburg, sein Gefühl nach mehr als 6000 Kilometern zu Fuß. Für den guten Zweck hatte er direkt nach seinem Abschluss an der DHBW die Wanderstiefel geschnürt und war vom spanischen Tarifa bis zum norwegischen Kinnarodden gelaufen.
Grenzen auszuloten war ein Ziel, das sich der Frickinger Martin Müller im November vergangenen Jahres zum Ziel gesetzt hatte. Vom äußersten europäischen Süden sollte es in den äußersten Norden gehen. Der Lauf sollte aber auch Gutes bewirken: Er sammelte Spenden für die Menschenrechtsorganisation von Rüdiger Nehberg, die sich für junge genitalverstümmelte Mädchen einsetzt. Nach 213 Tagen, mehr als 6000 Kilometern, mehr als sechs Millionen Schritten und sechs Paar komplett verschlissenen Schuhen ist er nun am Ziel. In Kinnarodden, einer Klippe, knapp einen halben Meter vom Arktischen Ozean entfernt und der nördlichste Festlandpunkt Europas.
Die Natur hat ihn auf seinem Weg hartnäckig vor immer neue Herausforderungen gestellt. Überwältigt hat ihn immer mehr die Gastfreundschaft der Menschen. Nur einige Beispiele: In der Schweiz etwa musste er sein Zelt nur einmal aufbauen, Ställe und Wohnungstüren öffneten sich für ihn zur Unterkunft. Nur 50 Euro reichten dank vieler guter Gaben im Land der Eidgenossen aus. Und gerade auch hoch im Norden kannte die Gastfreundschaft fast keine Grenzen. „Ein Schwede hatte uns einfach die Schlüssel zu seinem Sommerhaus am See überlassen. Wir haben da dann allein übernachtet, in Deutschland wäre das kaum vorstellbar.“ Wir, das waren Müller und sein Freund Alexander Kail, der ihn ab Hamburg begleitete. Schweden war mit rund 2000 Kilometern der größte Brocken. Dort oben wurde die Besiedelung immer dünner, „man gewöhnt sich daran, nicht zu wissen, wo man abends schlafen kann und wie ich täglich an Wasser und Lebensmittel komme“.
30 bis 40 Kilometer meisterten die beiden pro Tag. Die längste Etappe war sage und schreibe 65 Kilometer lang. Zugesetzt hat den Wanderern die Natur in all ihrer Vielfalt. Kälte und Wind waren zu Beginn die größte Herausforderung. Der Frühling wurde übersprungen – Schweden erwartete die beiden mit dem kältesten Mai seit 100 Jahren. Dazu noch zwei Regenwochen, sprich: in der Nacht Schneefall. „Einmal entschieden wir uns, uns morgens wegen Regens noch im Zelt zu verschanzen – wir saßen dann bis zum nächsten Morgen“, so Müller. Mit dem Sommer kamen Unmengen Mücken dazu – die inzwischen langen Bärte ersparten nicht nur das Rasieren, sondern boten dazu noch leidlich Schutz. Aufgeben, so Martin Müller, „hätte ich mir aber bestimmt nie verziehen“.
Nun ist er vollbracht. „Ich hoffe sehr, dass wir mit diesem Lauf ein kleines Zeichen setzen konnten, zu was der menschliche Körper und Geist in der Lage ist, wenn er weiß, dass er sich nachhaltig für andere Menschen einsetzt“, so Müller. Einige tausend Euro sind auf jeden Fall für den guten Zweck zusammen gekommen.
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