Prof. Dr. Brittner-Widmann beim Deutschen Bädertag
104,5 Millionen Übernachtungen verbuchten die Heilbäder und Kurorte in Deutschland 2014 auf ihrem Konto. Damit stieg die Übernachtungszahl im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent. „Darauf sind wir sehr stolz“, verkündeten die beiden Vizepräsidenten den Deutschen Heilbäderverbandes Prof. Dr. Ekkehart Meroth und Hans-Jürgen Kütbach beim Deutschen Bädertag in Bad Wildbad und schickten die zentrale Forderung gleich hinterher: „Wir brauchen bei Ärzten und den Sozialversicherungen mehr Zuspruch für unsere ambulanten Kurmaßnahmen. Denn diese fördern die Gesunderhaltung der Menschen nachhaltig und entlasten somit langfristig das Gesundheitssystem.“ Als eine Referentin beim Deutschen Bädertag sprach Prof. Dr. Anja Brittner-Widmann von der DHBW Ravensburg.Zum 111. Deutschen Bädertag waren an drei Tagen rund 150 Repräsentanten aus den Heilbädern und Kurorten sowie Vertreter aus Politik und Wissenschaft nach Bad Wildbad gekommen. Die Deutschen sehen die Gesundheit als wichtigsten Wert in ihrem Leben. Jeder dritte Deutsche hat in den letzten drei Jahren bereits eine Gesundheitsreise absolviert – viele darunter gleich mehrere. Die Mehrheit davon ist zudem bereit, diese Reisen aus eigener Tasche zu bezahlen. Mit diesen Umfrageergebnissen aus dem letzten Jahr erfreute Cornelius Obier von der Tourismusberatungsgesellschaft Projekt M aus Hamburg die Kongressteilnehmer. Er bescheinigte den Heilbädern und Kurorten zwar höchste Kompetenz in Sachen Gesundheitstourismus, „allerdings setzen sie diese noch nicht konsequent für die unterschiedlichen Zielgruppen auf dem Markt um“. „Starten Sie mit dem klaren Bekenntnis zu ihrer Kur-Kernkompetenz“, war der Ratschlag von Prof. Dr. Anja Brittner-Widmann von der DHBW Ravensburg „und seien Sie stolz auf das Prädikat. Es ist ein staatliches Siegel, das in dieser Form sonst niemand hat.“ Die Betriebswirtin, die auch im Bereich Kurortemanagement lehrt, riet den Teilnehmern zudem zu einer verbindlichen Sprache. „Verwenden Sie Begriffe, die authentisch sind. Das Schwäbische Meer repräsentiert nicht den gesamten Bodensee. Und wer mediterranes Flair möchte, der fährt gleich nach Italien und sucht das nicht in einem deutschen Heilbad oder Kurort.“
Die Kur, so waren sich alle Referenten beim Deutschen Bädertag einig, ist ein positiv besetzter Begriff. „Nur verstehen die Menschen darunter Verschiedenes“, so Prof. Dr. Dennis Hürten von der Hochschule Nürtingen/Geislingen. Hürten führte in das Kongressthema „Nachhaltigkeit“ ein. Auch Fred Stradinger vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg unterstrich die starken Werte der Marke „Kur“ und betonte, dass diese durch die Heilbäder und Kurorte selbst noch viel stärker in die Öffentlichkeit getragen werden müssten.
Seit Jahren sind die Zahlen für ambulante Vorsorgeleistungen rückläufig. Im letzten Jahr wurden gerade noch 57.831 solcher Leistungen in den Heilbädern und Kurorten verordnet, darunter in Baden-Württemberg 4467. 2010 lag diese Zahl noch bei 80.183, darunter in Baden-Württemberg 6375. Mit dem Rückgang geht auch die Bereitschaft bei niedergelassenen Ärzten zurück, die Zusatzausbildung zum Badearzt zu machen. „Hier müssen wir gegensteuern, weil die Badeärzte ein wesentlicher Teil unseres Prädikats und unserer Kernkompetenz im Bereich der Gesundheitsprävention sind“, so Prof. Dr. Meroth.